Der Brenner und der liebe Gott (2009) ist der siebte Band der Brenner-Krimi-Reihe von Wolf Haas.
Die Fortsetzung dieser Reihe war eine Überraschung, denn sie galt zuvor als abgeschlossen. Das hatte der Autor vor Erscheinen des sechsten Bandes, Das ewige Leben (2003), angekündigt und später mehrfach bestätigt. Außerdem hatte er in diesem Band den Ich-Erzähler – neben dem Detektiv Brenner die zweite Hauptfigur und Trägerinstanz der speziellen Sprache der Reihe – sterben lassen.
Anders inszeniert Haas die Rückkehr der eigentlichen Hauptfigur: Ex-Polizist und Ex-Detektiv Simon Brenner. Das frühere Raubein ist in dem „Herrn Simon“ kaum zu erkennen, als der er auf den ersten Seiten von seinen vermögenden Brötchengebern, dem Wiener Ehepaar Kressdorf, diskret bezeichnet wird: er Bauunternehmer mit Hauptsitz in München, sie Frauenärztin und Chefin einer Abtreibungsklinik. Brenner ist ihr Privatchauffeur – scheinbar „angekommen“, befriedet und geläutert (wenn auch nicht ohne Psychopharmaka und ironischen Unterton) – und vorzugsweise mit ihrer zweijährigen Tochter Helena unterwegs zwischen Wien und München. Mit der Entführung Helenas bei einem Zwischenstopp auf einer dieser Fahrten geht Brenner jedoch erneut seines Jobs samt Wohnung verlustig und ist damit wieder ganz der Alte: der in eigener Sache und auf eigene Faust Ermittelnde und somit gleichermaßen Verfolgter wie Verfolger.
Der weitere Gang der Handlung lässt sich in Kürze wie folgt umreißen: Die Polizei verdächtigt zunächst Brenner der Entführung, Brenner jedoch den Chef der Abtreibungsgegner „Proleben“. Dieser wiederum animiert Brenner zur Verfolgung einer Missbrauchstat, in dessen Zuge Brenner schließlich einem Bestechungsfall auf die Spur kommt. Dabei verschiebt sich der Fokus der Aufmerksamkeit, für Brenner wie für den Leser, von der Entführung weg hin zu anderen Straftaten, die, gleichsam als „Kellerleichen“, in der Vergangenheit liegen. Eine derartige Enthüllung von Vorgeschichten ist ein für Krimis zwar übliches Verfahren, und üblich ist auch, dass das Bestreben der Akteure, diese Kellerleichen zu verbergen, dazu führt, dass sich weitere kriminelle Energie auf- und entlädt (es kommt zu nicht weniger als sieben Todesfällen, davon sechs Morde). Der Unterschied zu den meisten anderen Krimis liegt jedoch in dem Understatement, mit dem diese Todesfälle geschildert werden, und darin, dass die Kausalität zwischen der auslösenden und den nachfolgenden Taten gekappt wird, denn die Entführung erweist sich als die einzige Tat, die isoliert und im Grunde zufällig geschieht.
Ich hatte es in 2 Tagen durch ! Grüsse, Pippilotta
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