Yoga bzw. Joga ist eine indische philosophische Lehre, die eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen wie Yama, Niyama, Asanas, Pranayama, Pratyahara, Kriyas, Meditation und/oder Askese umfasst. Der Begriff Yoga (Sanskrit, m., योग, yoga, von yuga „Joch“, yuj für: „anjochen, zusammenbinden, anspannen, anschirren“) kann sowohl als „Vereinigung“ oder „Integration“ als auch im Sinne von „Anschirren“ und „Anspannen“ des Körpers an die Seele zur Sammlung und Konzentration verstanden werden. Welcher Weg zur Verwirklichung dieser Ziele einzuschlagen ist, darin unterscheiden sich die verschiedenen Richtungen erheblich voneinander. Yoga ist eine der sechs klassischen Schulen (Darshanas) der indischen Philosophie. Es gibt viele verschiedene Formen des Yoga, oft mit einer eigenen Philosophie und Praxis. In Westeuropa und Nordamerika denkt man bei dem Begriff Yoga oft nur an körperliche Übungen, die Asanas oder Yogasanas. Einige meditative Formen von Yoga legen ihren Schwerpunkt auf die geistige Konzentration, andere mehr auf körperliche Übungen und Positionen und Atemübungen (Pranayama), einige Richtungen betonen die Askese. Die philosophischen Grundlagen des Yoga wurden vor allem von Patanjali im Yoga-Sutra formuliert, auch die Bhagavad Gita und die Upanishaden informieren über Yoga.
Geschichte
Bereits die älteren Upanishaden (ca. 700 v. Chr.) beschreiben Atemübungen und das Zurückziehen der Sinne (Pratyahara) in den Atman als Hilfsmittel der Meditation (Dhyana). Die mittleren Upanishaden, die um 400 v. Chr. entstanden, erwähnen mehrfach den Begriff Yoga und auch die wesentlichen Elemente des späteren Yoga-Systems. Der Yoga stand hierbei in enger Verbindung mit den Theorien, wie sie das philosophische System des Sankhya entwickelte, und bildete seine praktische Weiterführung. Im Mahabharata um ca 300 v. Chr. nimmt der Yoga bereits einen bedeutenden Platz ein und wird als praktisches Gegenstück zum theoretischen Sânkhya erwähnt. Während im Mahabharata und in den älteren Puranas Kapila und andere als Begründer des Yogas genannt werden, erscheint an dieser Stelle in jüngeren Puranas Patanjali. Es darf jedoch angenommen werden, dass Patanjali die überlieferten Yoga-Lehren im 2. oder 4. Jahrhundert v. Chr. zusammenfasste. Sein Werk besteht aus 194 kurzen, auf vier Bücher verteilten Merksprüchen (Sutras).
Die klassischen indischen Schriften beschreiben vier Yogawege: Raja Yoga nennen sich die meditativ orientierten Stufen des Achtgliedrigen Yoga nach Patanjali (auch Ashtanga Yoga genannt: „Ashta“ = acht, „Anga“ = Teile). Jnana Yoga (Yoga der Erkenntnis, intellektuelle Richtung) Karma-Yoga (Yoga der Tat, des selbstlosen Handelns) Bhakti Yoga (Yoga der Verehrung/Hingabe an Gott bzw. eine Ishta devata)
Ursprünglich war Yoga ein rein spiritueller Weg, der vor allem die Suche nach Erleuchtung durch Meditation zum Ziel hatte. Die vielen Asanas entstanden erst im Laufe der Zeit. Ihr vorrangiges Ziel ist, den Körper so zu kräftigen und zu mobilisieren, dass er möglichst beschwerdefrei über einen längeren Zeitraum im Meditationssitz - z. B. Lotossitz - verweilen kann. Mit der Zeit erkannte man immer mehr die positive Wirkung der körperlichen Übungen auf das gesamte Wohlbefinden des Menschen. Die Asanas wurden weiterentwickelt, und die körperliche Betätigung im Yoga bekommt in unserer Zeit einen immer höheren Stellenwert. Einen ersten Niederschlag findet diese Entwicklung in der Entstehung des Hatha Yoga. Die „Hatha Yoga Pradipika“, ein Text aus dem 15. Jahrhundert, legt die Techniken dar, die den Körper, als effektives Mittel zum Erreichen der existentiellen und spirituellen Ziele des Yoga, einbeziehen. Der dort genannte Raja Yoga ist eine auf dem Hatha Yoga fußende Yogalehre, die spirituelle Ziele betont.
Yoga-Philosophie
Wurzeln: Da Yoga ursprünglich aus Indien stammt, liegen die Wurzeln der Yoga-Philosophie im Hinduismus und Teilen des Buddhismus. Das Individuum wird hier als ein Reisender im Wagen des materiellen Körpers gesehen. Der Wagen ist der Körper, der Kutscher der Verstand, die fünf Pferde die fünf Sinnesorgane, der Fahrgast die Seele, und das Geschirr heißt im Indischen „Yoga“. Die ältesten Aufzeichnungen finden sich in den Upanishaden. Der wichtigste Quelltext des Yoga ist das Yoga-Sutra des Patanjali.
Bhagavad-Gita: Die Kapitelüberschriften in der Bhagavad-Gita geben jeweils eine besondere Form des Yoga an, z. B. Karma-Yoga oder Jnana-Yoga usw. Sie vermittelt dem praktizierenden Yogi für das Verständnis des Yoga wichtige philosophisch-religiöse Hintergründe. Unter anderem enthält sie ethische Unterweisungen, die z. B. die Yamas und Niyamas verdeutlichen. In dem Text geht es um Karma, d.h. das hinduistische und buddhistische Prinzip von Ursache und Wirkung, um Reinkarnation, Meditation, Dharma, Gotteserkenntnis und glaubensvolle Gottesliebe. Der Text verwendet oft bildhafte Darstellungen. So können die feindlichen Verwandten, die Arjuna bekämpfen soll, als ein Sinnbild für die Kleshas interpretiert werden, von denen sich der Yogi reinigen soll.
Darüber hinaus enthält die Bhagavad-Gita direkte Anweisungen für den Yogi. So heißt es im 5. Kapitel: in Vers 27: „Sich lösend von der Außenwelt, starr auf die Nasenwurzel ('Nasikagra') schauend - Den Hauch und Aushauch (Ein-/Ausatmung) regelnd gleich, die durch der Nase Innres gehen“. (Anmerkung: „Nasikagra“ verwechseln einige Übersetzer mit „Nasenspitze“ - die meisten Yogis schielen aber nicht etwa, sondern blicken als Konzentrationsübung auf die Nasenwurzel zwischen den Augenbrauen, angeblich einen wichtigen Nerventreffpunkt). Vers 28 wendet sich den spirituellen Zielen zu: „Zügelnd die Sinne, Herz und Geist, ganz der Erlösung zugewandt - Befreit von Wünschen, Furcht und Zorn, so ist für immer er erlöst.“ Im 6. Kapitel geht es um Versenkung (Dhyana) und die richtige Lebensweise: In Vers 10 heißt es: yogi yunjita satatam atmanam rahasi sthitah – ekaki yatachittama nirashir aparigraha. „Der Yogi soll beständig sich mühen in der Einsamkeit – Allein, bezähmend Sinn und Selbst, nichts hoffend, ohne Besitz“. Vers 11 des 6. Kapitels enthält dann Anweisungen zur Sitzhaltung und sogar zur Sitzunterlage. In Vers 12 heißt es: „Den Geist auf einen Punkt gerichtet, zügelnd Denken, Sinne und Tun – sich setzend auf den Sitz übe er Andacht zur Reinigung seiner selbst“. Vers 13: „Gleichmäßig Körper, Nacken, Haupt unbewegt haltend, bleibe er fest – Schauend auf seine Nasenwurzel, nicht blicke er hier und dorthin aus“. Vers 33/34 geht auf religiöse Konzepte ein. Arjuna gibt zu bedenken, dass der Geist so schwer zu zügeln sei wie der Wind, und Krishna antwortet ihm, dass man den Geist durch Anstrengung und Entsagung disziplinieren könne. Dann fragt Arjuna, was denn mit den Menschen sei, die sich nicht zügeln können, ob die auf immer verloren seien. Krishna tröstet ihn mit dem Hinweis auf die Reinkarnation als weitere Chance, Samadhi zu erreichen.
Yoga und Religion
Auch wenn die Wurzeln im Hinduismus liegen, wird Yoga von Menschen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen praktiziert. Obwohl die Motivation eigentlich darin besteht, spirituelle Ziele zu verfolgen bzw. zur Erleuchtung (Moksha) zu finden, gilt dies in Europa und Nordamerika nur bedingt. Yoga steht aber auch nicht im Widerspruch zu Anschauungen anderer Religionen, so kann man z. B. in den Yamas und Niyamas Parallelen zu den Geboten des Christentums Judentum und des Islams feststellen. In Anlehnung an eine Lehre der Upanischaden betrachten Yogis die Weltseele (vgl. Brahman/Atman) als universelles Prinzip, das alle Lebewesen verbindet bzw. ihnen gemeinsam innewohnt. Aus den historischen Wurzeln heraus haben das Karma-Konzept und die Reinkarnationslehren Yoga beeinflusst. Im islamischen Kulturkreis finden sich Parallelen zum Yoga im Sufismus, der islamischen Mystik. Die Yoga-Philosophie Patanjalis unterscheidet sich durch eine theistische Orientierung von der in vielen Punkten ähnlichen Samkhya-Lehre, in der der Glaube an einen Gott keine Rolle spielt.
Das Yoga-Konzept
Yogaübungen verfolgen heute zumeist einen ganzheitlichen Ansatz, der Körper, Geist und Seele in Einklang bringen soll. Vor allem in den westlichen Ländern wird Yoga häufig in Unterrichtseinheiten vermittelt. Eine solche kombiniert Asanas, Phasen der Tiefenentspannung, Atemübungen sowie Meditationsübungen. Die Ausübung der Asanas soll das Zusammenspiel von Körper, Geist, Seele und Atem verbessern. Angestrebt wird eine verbesserte Vitalität und gleichzeitig eine Haltung der inneren Gelassenheit. In der ursprünglichen Yogalehre ist Yoga ein Weg der Selbstvervollkommnung, zu dem unter anderem gehört, die Begierden zu zügeln und Methoden der Reinigung auszuüben. Der spirituelle Hintergrund des Yoga differiert bei verschiedenen Schulen erheblich, er entspringt verschiedenen Wurzeln im asiatischen Raum, und die Lehrmeinungen waren einer geschichtlichen Entwicklung unterworfen. Daher gibt es sehr unterschiedliche Sichtweisen über den Sinn von Yoga und unterschiedliche Herangehensweisen. Nach einer traditionellen Auffassung, die vorwissenschaftliche und spirituelle Elemente vereinigt, soll Yoga durch die Kombination von Körperhaltungen, Bewegungsabläufen, inneren Konzentrationspunkten, Atemführung sowie dem Gebrauch von Mantras (Meditationsworten bzw. Klangsilben) und Mudras (Körperhaltungen in Verbindung mit Bandhas bzw. Handgesten/„Fingeryoga“) die Lebensenergie (Kundalini) stimulieren, so dass sie beginnt, durch die Sushumna innerhalb der feinstofflichen Wirbelsäule zu den Chakren (Energiezentren) aufzusteigen. Das Umsetzen physischer Energie beim Yoga ist einer der Gründe dafür, warum empfohlen wird, die Übungen nach Anleitungen qualifizierter Yogalehrer zu praktizieren.
Moderner Yoga
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich ein nicht an eine einzelne Schule gebundener Typus von Yoga herausgebildet. Im „modernen Yoga“ liegt der Schwerpunkt in der Praxis des Yoga, die eher meditativ oder eher körperbezogen sein kann. Unter Hinweis auf die positiven Auswirkungen der Übungspraxis betrachtet man Yoga als individuelle Bereicherung oder als Beitrag zur persönlichen Entwicklung, weitgehend unabhängig von religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen des Schülers. Gurus und Doktrinen werden im Gegensatz zum traditionellen Yoga geringe Bedeutung zugeschrieben. Es werden wenig Verhaltensvorschriften aufgestellt, die Regeln sind für die Schüler eher Empfehlungen ohne verpflichtenden Charakter. Yoga wird nicht als philosophisches System gelehrt, stattdessen gibt es eine Tendenz zu einer empirischen Herangehensweise. Methoden zur Reinigung werden in Hinblick auf gesundheitsfördernde Wirkungen bewertet (siehe Shat-Kriyas). Im Zusammenhang mit der Betonung des Trainingseffektes von Yoga auf Körper und Geist wird gelegentlich an Auffassungen der Psychosomatik angeknüpft.
Yoga-Schulen und -Richtungen
Der westliche Sprachgebrauch fasst eher körperbetonte Yoga-Praktiken unter dem Oberbegriff Hatha Yoga zusammen. Eine bekannte neuzeitliche Richtung des Hatha Yoga in Europa und Nordamerika ist Iyengar Yoga, eine sehr körperbetonte Art, bei der bei Bedarf auch einfache Hilfsmittel eingesetzt werden, um Ungeübten das Ausführen der Übungen zu erleichtern. Sie unterstützen zugleich das Anliegen, sehr genau und subtil zu arbeiten. Das seit über 50 Jahren international verbreitete Sivananda Yoga geht zurück auf die beiden Yogameister Swami Sivananda und Swami Vishnudevananda. Es handelt sich um klassisches ganzheitliches Yoga, das alle bekannten Yogasysteme integriert. Der Kundalini-Yoga nach Yogi Bhajan setzt den Schwerpunkt auf die Erweckung und Lenkung der Kundalini-Energie. Eine stärker religiös ausgerichtete Yogaschule ist z. B. Tibetischer Yoga. Der Marma Yoga betont den Selbsterfahrungsaspekt der Übungen. Technisch präzise eingenommene Haltungen werden als ein „Test“ angesehen, bei dem man seinem Körper die Möglichkeit gibt, zu „sprechen“, und über diese Reflexion die Übungen anpasst. Mit Kum Nye gibt es einen buddhistischen Heilyoga und mit Yantra Yoga einen tibetischen Yoga, der als Meditationsunterstützung eingesetzt wird. Tibetischer Traumyoga erweitert den Anwendungsbereich geistig-yogischer Übungen auf den Bereich des Schlafs. Der Kriya Yoga geht auf Paramahansa Yogananda zurück. Eine Synthese und Weiterentwicklung der klassischen Yogaausprägungen finden im Integralen Yoga von Aurobindo statt. Zusätzlich zu den traditionellen Richtungen werden besonders im Zuge des Fitness- und Wellness-Trends immer wieder „neue“ Yoga-Arten kreiert, so dass mittlerweile eine fast unüberschaubare Anzahl unterschiedlicher Yoga-Schulen existiert. Poweryoga, eine aus Amerika kommende Richtung, die aus dem alten Ashtanga (Vinyasa) Yoga abgeleitet ist, ist einer dieser modernen Yoga-Stile. Zu den jüngsten Richtungen dieser Entwicklung gehört der Bikram Yoga, ein körperlich fordernder Yoga bei hohen Raumtemperaturen. Das dynamische Jivamukti Yoga, bei dem meist zu Musik geübt wird, entstand in New York.
In der Frauenbewegung entstanden in den 90er Jahren in der Frauenprojektekultur eigene Gestaltungsvariationen von Yoga. Veröffentlicht wurden Materialien zu Luna- und Yabluga-Yoga. Außerdem gibt es auch neue religiöse Bewegungen, die sich als Yogaweg definieren, bzw. die traditionelle Elemente des Yoga aufgreifen so z.B. Sahaja Yoga oder Surat Shabd Yoga. Von Boris Sacharow (Schüler Swami Sivanandas und einer der Wegbereiter des Yoga im Westen) stammt folgendes Zitat: „Von Tag zu Tag schießen neue Yogapilze aus dem durch üppige Phantasie übersättigten Boden der Orientalistik, und es werden neue Namen zutage gefördert wie Sattva Yoga, Buddhi Yoga, Purna Yoga usw. usw. – als ob die klassischen Yoga-Arten, wie man die ersten fünf zu nennen pflegt (nämlich Karma, Bhakti, Hatha, Raja und Jnana), nicht vollauf genügt hätten.“ In Deutschland bieten Volkshochschulen und andere öffentliche Bildungseinrichtungen Yogakurse zu verschiedenen Formen des Yoga an, sie sind von einzelnen Yogaschulen bzw. Organisationen und ihren religiösen und weltanschaulichen Auffassungen unabhängig. Meist leiten ausgebildete Yogalehrer die oft von Krankenkassen unterstützten Kurse. Die Auswahl und Beurteilung der Yogalehrer und Yogarichtungen ist jedoch umstritten und teilweise ungeklärt. So hat erst jüngst eine Unterlassungsklage gegen die VHS München einen Stopp der Bewerbung von Yogaschulen erwirkt, die Yoga-Diplome ausstellen. Die Ausgabe von Diplomen ist ausschließlich Hochschulen erlaubt. Die Verbände bringen kleine Zeitschriften, wie das Yoga Vidya Journal (jährlich zwei Ausgaben) heraus. Yoga Aktuell ist ein umfangreiches, zweimonatliches Blatt. Heute praktikzieren mindestens 3 Millionen Menschen in Deutschland Yoga, wovon ca. 80% Frauen sind.
Yoga und Gesundheit
Grundsätzlich hat Yoga nachweislich einige positiv bewertete Effekte sowohl auf die physische als auch auf die psychische Gesundheit. Yoga kann unter Umständen zu einer Linderung bei verschiedensten Krankheitsbildern führen, etwa bei Durchblutungsstörungen, Schlafstörungen, nervösen Beschwerden (Angst und Depression), chronischen Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen. Der Nutzen von Yoga bei Krankheit oder zur Erhaltung der Gesundheit wird unterschiedlich bewertet. In Deutschland können Kosten für Yogakurse von den Krankenkassen vor allem im Rahmen des Präventionsprinzips der Vermeidung spezifischer Risiken und stressabhängiger Krankheiten erstattet werden (Handlungsleitfaden der Krankenkassen nach §20 Abs. 1 und 2 SGB V). Der gesundheitsfördernde Aspekt wird in den verschiedenen Yogarichtungen unterschiedlich gewichtet. Zum Teil wird er lediglich als eine Begleiterscheinung angesehen, manchmal ist er zentraler Punkt der Herangehensweise. Bei den Asanas werden Kraft, Flexibilität, Gleichgewichtssinn und Muskelausdauer trainiert. Beispielsweise kommt es durch die Aktivierung der Muskeln, Sehnen, Bänder und Blut- und Lymphgefäße bei den Asanas zu einer verbesserten Durchblutung. Die Rückenmuskulatur wird gekräftigt, was wiederum zu einer verbesserten Körperhaltung führen kann. Überbelastung oder falsch ausgeführte Übungen können allerdings auch schaden. Deshalb soll Yoga nicht nur nach Büchern, sondern unter Anleitung eines qualifizierten Yogalehrers erlernt werden. Yoga hat auf viele Menschen eine beruhigende, ausgleichende Wirkung und kann somit den Folgeerscheinungen von Stress entgegenwirken. Darüber hinaus kann die mit Atemübungen und Meditation verbundene innere Einkehr genutzt werden, das eigene Verhalten gegenüber den Mitmenschen zu reflektieren, um es positiver zu gestalten.
Siehe auch
Upanishaden, Hinduismus, weitere Artikel zum Thema: Kategorie Yoga
Einzelnachweise
↑ Silke Garms: Yabluga. Eine Konzeption zum feministischen Yoga. Rosenholz, Kiel/Berlin 1996. ISBN 3-931665-00-3 / ISBN 978-3-931665-00-5 ↑ Adelheid Ohlig: Luna Yoga. Goldmann, Ffm 1991. ISBN 3-442-13535-4 ↑ http://www.yoga.de - abgerufen am 30.5.2009 ↑ Beneficial effects of yoga lifestyle on reversibility of ischaemic heart disease - PubMed/NCBI - U.S. National Library of Medicine ↑ Treatment of chronic insomnia with yoga - PubMed/NCBI - U.S. National Library of Medicine ↑ Evaluation of Siddha Samadhi Yoga for anxiety and depression symptoms - PubMed/NCBI - U.S. National Library of Medicine ↑ Effectiveness of yoga therapy in the treatment of migraine' - PubMed/NCBI - U.S. National Library of Medicine ↑ Effect of short-term intensive yoga program on pain, functional disability and spinal flexibility - PubMed/NCBI - U.S. National Library of Medicine
Literatur
Eliade, Mircea: Yoga. Unsterblichkeit und Freiheit. Insel Verlag, ISBN 978-3-458-34701-9. BDY - Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland (Hrsg.) Der Weg des Yoga. Verlag Via Nova T.K.V. Desikachar: Yoga Tradition und Erfahrung - Die Praxis des Yoga nach dem Yoga Sutra des Patanjali. Via Nova Verlag, 1997, ISBN 3-928632-00-0 Wilfried Huchzermeyer: Das Yoga-Wörterbuch. Sanskrit-Begriffe, Übungsstile, Biographien. edition sawitri 2006, ISBN 3-931172-25-2 B.K.S. Iyengar: Licht auf Yoga. O.W. Barth Bei Scherz, ISBN 3-502-63334-7 Swami Satyananda Saraswati: Asana Pranayama Mudra Bandha. Bihar School of Yoga, ISBN 3-928831-17-8 Laue, Thorsten: Kundalini Yoga, Yogi Tee und das Wassermannzeitalter. Religionswissenschaftliche Einblicke in die Healthy, Happy, Holy Organization (3HO) des Yogi Bhajan, Münster: LIT, 2007. ISBN 3-8258-0140-3 Patañjali: Die Wurzeln des Yoga. Die klassischen Lehrsprüche des Patañjali - die Grundlage aller Yoga-Systeme. O.W. Barth Bei Scherz (2003) ISBN 3-502-61116-5 Patañjali: Yoga Sutra. Sanskrit-Deutsch; Der Yogaleitfaden des Patañjali. Helmuth Maldoner, Raja Verlag, 2003, ISBN 3-936684-04-9 Sri Aurobindo: Die Synthese des Yoga. Verlag Hinder + Deelmann, Gladenbach 1976 (2. Aufl.), ISBN 3-87348-082-4 S. Anderson und R. Sovik: Yoga - Die Basis. Integral Verlag, München 2004, ISBN 3-7787-9142-7 C. Fuchs: Yoga in Deutschland. Tübingen 1990.
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Meditierender Buddha: linke Hand zum Himmel, rechte Hand zur Erde geöffnet: Symbol für „die Mitte“. Meditation (lateinisch meditatio = „zur Mitte ausrichten“ von lateinisch medius = „die Mitte“; auch in der Bedeutung „das Nachdenken über“) ist eine in vielen Religionen und Kulturen geübte spirituelle Praxis. Durch Achtsamkeits- oder Konzentrationsübungen soll sich der Geist beruhigen und sammeln. In östlichen Kulturen gilt sie als eine grundlegende und zentrale bewusstseinserweiternde Übung. Die angestrebten Bewusstseinszustände werden, je nach Tradition, unterschiedlich und oft mit Begriffen wie Stille, Leere, Panorama-Bewusstsein, Eins-Sein, im Hier und Jetzt sein oder frei von Gedanken sein beschrieben.
Religiöse Wurzeln
Im Buddhismus, Hinduismus und Jainismus ist das höchste Ziel die Erleuchtung oder das Erreichen des Nirwana. In christlichen, islamischen und jüdischen Traditionen ist das höchste Ziel der meditativen Praxis das unmittelbare Erfahren des Göttlichen. Meditation als spirituelle Praxis ist immer auch in unterschiedliche religiöse, psychologische und ethische Lehrgebäude eingebunden. In westlichen Ländern wird die Meditation auch unabhängig von religiösen Aspekten oder spirituellen Zielen zur Unterstützung des allgemeinen Wohlbefindens und im Rahmen der Psychotherapie praktiziert. Im älteren deutschen Sprachgebrauch bezeichnet „Meditation“ einfach ein Nachdenken über ein Thema oder die Resultate dieses Denkprozesses. Meditative Praktiken sind ein wesentlicher Bestandteil vieler Religionen.
Fernöstliche Traditionen Besonders im Hinduismus, Buddhismus und Taoismus besitzt die Meditation eine ähnliche Bedeutung wie das Gebet im Christentum (vgl. Kontemplation). Als organisierte Überlieferung lässt sich die Meditation am weitesten zu den Upanishaden und in der buddhistischen Tradition in Indien zurückverfolgen. Als Jhana (Sanskrit dhyana) werden verschiedene Zustände der Versenkung beschrieben, worauf sich heute unter anderem das chinesische Chan und das japanische Zen zurückführen lassen. Eine vielfältige und traditionsreiche Form der Meditation entwickelte sich daneben im indischen Yoga (Vorstufe ist die Konzentration). Insbesondere die Sutras im Raja Yoga prägen bis heute viele Techniken wie den Umgang mit dem Atem im Pranayama und die systematische Einteilung der mit der Meditation in Zusammenhang gebrachten Bewusstseinszustände. Innerhalb dieser Traditionen werden mit der Meditation ausnahmslos spirituelle Ziele verfolgt.
Christliche Traditionen Im mittelalterlichen Christentum wurden die „geistlichen Übungen“ meditatio (gegenständliche Betrachtung) und contemplatio (gegenstandfreie Anschauung, Kontemplation) zur Sammlung des Geistes überliefert. Besonders in den mystischen Traditionen sollte damit der Verstand und das Denken zur Ruhe kommen, um den „einen Urgrund“ freizulegen. Im Mittelalter wurden auch Anweisungen veröffentlicht, wie Die Wolke des Nichtwissens oder die Schriften der Theresa von Avila. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden diese Schriften von der Inquisition verboten und Mystiker verfolgt und gefangengesetzt und die Mystik geriet im Christentum in Verruf der Häresie. Doch finden sich standardisierte Elemente einer meditativen Praxis bis heute in den Exerzitien von Ignatius von Loyola oder einigen benediktischen und franziskanischen Traditionen sowie in der Ostkirche im Hesychasmus. In den evangelischen Landeskirchen spielt das Betrachtende Gebet als Form biblisch-gegenständlicher Meditation inzwischen eine gewisse Rolle. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat mit Wolfgang J. Bittner einen hauptamtlichen Spiritualitätsbeauftragten eingesetzt. Bittner bietet in Verbindung mit der Evangelischen Communität und Geschwisterschaft Koinonia eine dreijährige Meditationsleiterausbildung an, bei der christliche und nichtchristliche Formen der Meditation zum Curriculum gehören.
Techniken
Die Vielfalt der Meditationstechniken ist nicht überschaubar. Die Techniken unterscheiden sich nach ihrer traditionellen religiösen Herkunft, nach unterschiedlichen Richtungen oder Schulen innerhalb der Religionen und oft auch noch nach einzelnen Lehrern innerhalb solcher Schulen. In vielen Schulen werden abhängig vom Fortschritt der Meditierenden unterschiedliche Techniken gelehrt. Neben den traditionellen Meditationstechniken werden vor allem seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts im Westen viele von fernöstlichen Lehren inspirierte und an westliche Bedürfnisse angepasste Meditationsformen angeboten. Alle Meditationstechniken können als Hilfsmittel verstanden werden, einen vom Alltagsbewusstsein unterschiedenen Bewusstseinszustand zu üben, in dem das gegenwärtige Erleben im Vordergrund steht, frei von gewohntem Denken, vor allem von Bewertungen und von der subjektiven Bedeutung der Vergangenheit (Erinnerungen) und der Zukunft (Pläne, Ängste usw.). Viele Meditationstechniken sollen helfen, einen Bewusstseinszustand zu erreichen, in dem äußerst klares hellwaches Gewahrsein und tiefste Entspannung gleichzeitig möglich sind.
Man kann die Meditationstechniken grob in zwei Gruppen einteilen: In die passive (kontemplative) Meditation, die im stillen Sitzen praktiziert wird und Die aktive Meditation, bei der körperliche Bewegung, achtsames Handeln oder lautes Rezitieren zur Meditationspraxis gehören. Die Einteilung bezieht sich nur auf die äußere Form. Beide Meditationsformen können geistig sowohl aktive Aufmerksamkeitslenkung als auch passives Loslassen und Geschehenlassen beinhalten. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Meditation oft nur die passive Form verstanden, so wie sie in Abbildungen des meditierenden Buddhas symbolisiert wird.
Stille- oder Ruhemeditation In den christlichen Traditionen gibt es unterschiedliche Anleitungen und Schritte zur Meditation und Kontemplation. Der „Weg zu Gott“ beginnt meist mit dem Studium der Schriften (lectio) und dem Gebet in Worten, gesprochen oder gedacht (oratio). Es folgt die gegenständliche Betrachtung, wo man bei Wenigem verweilt und dies wiederholt betrachtet (meditatio) und führt über zum Gebet der Ruhe, wo auch die Gedanken ruhen (contemplatio), bei der der Adept in die Wolke des Nichtwissens steigt. Das Ziel ist schließlich den meditativen Bewusstseinszustand und das normale Tagesbewusstsein gleichzeitig zu erfahren; es gibt keine Trennung mehr zwischen der vita activa und der vita contemplativa. Achtsamkeits- oder Einsichtsmeditation [Bearbeiten] Vipassana und Zazen sind die im Westen bekanntesten passiven Meditationsformen aus den fernöstlichen Traditionen. Die beiden Meditationsformen haben viele Gemeinsamkeiten. Der Meditierende sitzt in einer aufrechten Haltung, die ein harmonisches Verhältnis von Spannung und Entspannung wahrt. Bei den verschiedenen Varianten, auch innerhalb der Meditationsschulen, ist die Grundlage der Übung die vollkommene Achtsamkeit für die geistigen, emotionalen und körperlichen Phänomene im gegenwärtigen Augenblick. Beide Schulen lehren das nicht wertende und absichtslose Gewahrsein im Hier und Jetzt, ohne an Gedanken, Empfindungen oder Gefühlen zu haften. Ziel der Meditation ist die transzendente spirituelle Erfahrung wie sie zum Beispiel im Herz-Sutra als Auflösung jeder Dualität beschrieben wird.
Konzentrationsmeditation Bei der Samatha-Meditation, die auch Geistesruhe-Meditation genannt wird, konzentriert sich der Übende auf ein einziges Objekt wie zum Beispiel den spürbaren Atem, ein imaginiertes Bild, einen einzigen Gedanken oder ein Mantra. Die konzentrierte Fokussierung auf einen Gegenstand bewirkt eine Ausschaltung bzw. Ersetzung des alltäglichen Gedankenflusses und führt so zu einer tiefen Beruhigung des Geistes. Die Samatha-Meditation und die Vipassana-Meditation werden manchmal als unterschiedliche eigenständige Meditationsformen beschrieben. Häufig gilt jedoch die Samatha-Meditation als eine Einleitung oder Vorbereitung für die Vipassana-Meditation. Eine besondere Form der Konzentrationsmeditation findet sich im Namensgebet. Bei diesem Typus werden göttliche Namen als Mantra oder in mantraähnlicher Form verwendet.
Transzendentale Meditation Transzendentale Meditation (TM) ist eine von dem indischen Lehrer Maharishi Mahesh Yogi (1918-2008) und seinen Organisationen vermittelte Meditationstechnik: aus ihrer Sicht die authentische Meditationstechnik der vedischen Tradition, wiederbelebt von Maharishis Lehrer Brahmananda Saraswati und vereinbar mit allen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen. Weltweit verbreitet wird sie seit Ende der 1950er Jahre. Hilfsmittel der Technik ist ein Wort, ein Mantra, das auf einfache, natürliche und anstrengungslose Weise zu benutzen sei, ohne Zuhilfenahme von Konzentration oder Kontemplation. Bei richtiger Anwendung erfahre der TM-Meditierende tiefe Stille bei gleichzeitig erhöhter Wachheit. Dieser „vierte Hauptbewusstseinszustand“ (neben Wachen, Traum und Tiefschlaf) stabilisiere sich während der Tagesaktivität mit fortschreitender Praxis, eine Entwicklung, die schließlich einmünde in die sinnliche Erfahrung der Einheit von Selbst und Welt („Einheitsbewusstsein“). TM wird zweimal täglich jeweils 15 bis 20 Minuten bequem und aufrecht sitzend mit geschlossenen Augen geübt. Ein halbes Dutzend Fortgeschrittenen-Techniken sowie das „TM-Sidhi-Programm“, das sich auf die alten Yoga-Sutras Patanjalis beruft, ergänzen die Basis-Technik. Diese Meditationstechnik kann ausschließlich in kostenpflichtigen Kursen der TM-Organisation gelernt werden.
Zen-Buddhismus Neben dem Kinhin (Gehmeditation), welches zwischen passiven Zazen-Zeiten praktiziert wird, wird im Zen-Buddhismus auch in ganz unterschiedlichen Tätigkeiten eine achtsame meditative Haltung geübt, wie z. B. Sadō (oder Chadō) – der Weg der Teezeremonie (Teeweg), Shodo – der Weg der Schreibkunst, Kado – der Weg des Blumenarrangements (auch: Ikebana), Suizen – das kunstvolle Spiel der Shakuhachi-Bambusflöte, Zengarten – die Kunst der Gartengestaltung, Kyudo – die Kunst des Bogenschießens oder Budo – der Weg des Krieges. Während eines Sesshin, dem gemeinsamen Meditieren in einem Zen-Kloster oder Trainings-Zentrum über längere Perioden, werden auch die alltäglichen Verrichtungen Samu (Abwasch, Reinigung, Garten etc.) in großer Geistesgegenwart, bestimmter Form und Achtsamkeit verrichtet.
Tantra Tantra hat seine Wurzeln in hinduistischen und buddhistischen Traditionen, es ist die Lehre des Flusses der Shakti oder auch des Chi, wie es später der Daoismus bezeichnet. Tantra ist ein mystischer Einweihungspfad, in dessen Meditationen mit der Visualisierung verschiedener Gottheiten und der Rezitation von Mantren gearbeitet wird. Das hinduistische Tantra in Verbindung mit Kundalini und der Chakrenlehre wurde im Westen durch die Arbeiten von John Woodroffe bekannt, die buddhistische Variante durch den Vajrayana-Buddhismus, der auch tantrischer oder tibetischer Buddhismus genannt wird. In den höheren Tantras können Rituale unter Einbeziehung der Sexualkraft mit einem Partner praktiziert werden, wo Sexualität als Weg zur Urquelle der Lebenskraft (Shakti) dienen kann. Spezielle innere Haltung sowie Atem- und Energietechniken könnten über ekstatische Erfahrungen während der sexuellen Vereinigung zu spirituellen Erfahrungen führen. Dieses vage Wissen über solche Praktiken führte zu dem heute vor allem bekannten Neo-Tantra, welches eher als sexualtherapeutische Arbeit bezeichnet werden kann.
Yoga In der Tradition des Yoga unterstützen verschiedene Körperhaltungen und -übungen, Atemtechniken, sowie Fasten und andere Arten der Askese die Meditation. Im Raja Yoga gelten Pratyahara (Zurückziehen der Sinne) und Dharana (Konzentration) als Vorstufen der Meditation (Dhyana). Hier bezeichnet Dhyana die notwendige Entwicklungsvorstufe zum Ishvara-Samadhi. Lange ruhig bewegungslos gehaltene Asanas sind bereits meditativ.
Kampfkunst Auch Kampfkünste können Gegenstand und Vehikel der Meditation sein: Besonders in den daoistischen Traditionen der inneren Kampfkünste (z. B. Taijiquan) spielt der meditative Aspekt eine große Rolle. In manchen Stilen tritt dabei der kämpferische Ursprung fast völlig zurück. Auch in vielen der äußeren Kampfkünsten (z.B. Aikido, Karate, Judo und auch Kinomichi) werden meditative Praktiken geübt.
Neuere fernöstlich inspirierte Meditationsformen Zu den bekanntesten neueren aktiven Meditationsformen gehören die von Bhagwan Shree Rajneesh (Osho) in seinem Ashram in Pune (1970) für Menschen aus dem Westen entwickelten Meditationstechniken. Vor der eigentlichen Meditationsphase werden durch aktive Bewegung und verstärkte Atmung seelische und körperliche Spannungen abgebaut und das Gefühl für den eigenen Körper intensiviert. Bekannt sind die Dynamische Meditation, die Kundalini-Meditation, die Nataraj-Meditation und die Nadabrahma-Meditation. In der Folge wurden im Rahmen der New-Age-Bewegung zahlreiche aktive Meditationsformen entwickelt, die oft als Musik-CD mit Bewegungsanleitungen oder Begleitbuch angeboten werden.
Geh-Meditation Häufig dient auch eine körperliche Tätigkeit als ein Fokus einer Meditation. Die einfachste Tätigkeit, die so benutzt wird, ist wohl das Gehen, das sowohl in der christlichen Kultur (bei verschiedenen Mönchsorden etc.) als auch in der fernöstlichen, z. B. im Zen (dort bekannt als Kinhin), Anwendung findet. Bekanntester Vertreter dieser Meditationsform im Westen ist der aus Vietnam stammende, seit 1971 in Frankreich lebende buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh.
Tanz Tanzen kann wie bei einigen neueren fernöstlich inspirierten Meditationsformen Teil der Vorbereitung zur eigentlichen Meditation in Stille sein. In der orientalischen Tradition ist der Derwisch-Tanz im Sufismus, in der islamischen Mystik eine solche Vorbereitung zur meditativen Versenkung. Der Derwisch-Tanz führt zu einem Bewusstseinszustand mit Freiheit von Gedanken und körperlicher Zentriertheit, der günstige Voraussetzung für Meditation und hier für das Dhikr, das ununterbrochene Bewusstsein der Gegenwart Gottes, ist.
Musik und Rezitation Viele Schulen verwenden rhythmische Klänge und Musik, um die Meditation zu erleichtern. In der christlichen Tradition sind das insbesondere Choräle wie sie vor allem aus der Gregorianik bekannt sind. Das Rosenkranzgebet im Christentum und das Mantra im Buddhismus und im Hinduismus haben ähnliche meditative Aspekte. Im Hinduismus und Buddhismus werden die Mantren entweder lautlos, leise gesprochen oder als Gesänge (Chanting) rezitiert.
Abgrenzungen
Ähnliche spirituell bedeutsame Bewusstseinszustände oder mystische Erfahrungen, wie sie in der Meditation angestrebt oder erfahren werden, sind auch durch Trance- und Ekstase-Techniken (Trancetanz), Holotropes Atmen oder Psychotrope Substanzen möglich. Die Meditation unterscheidet sich von solchen Praktiken zur Bewusstseinserweiterung wesentlich durch eine fast immer vorausgesetzte und unterstützte klare und wache Bewusstheit. In manchen Traditionen wie zum Beispiel in der christlichen Mystik oder im Vajrayana-Buddhismus gibt es auch fließende Übergänge zwischen Meditation und Tranceinduktion. Auch bei Formen des Gebets, wie sie im Judentum und Christentum praktiziert werden, sind transzendentale Erfahrungen möglich. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen Gebet und Meditation ist die kommunikative Komponente in der Ansprache eines Höheren Wesens im Gebet. Im Buddhismus, vor allem in seiner tantrischen Variante, und im Hinduismus gibt es spirituelle Praktiken der Anrufung, die dem Gebet sehr ähnlich sind, dort aber Meditation genannt werden.
Wirkungen
Regelmäßige Meditation wirkt beruhigend und wird in der westlichen Medizin als Entspannungstechnik empfohlen. Die Wirkung, der meditative Zustand, ist neurologisch als Veränderung der Hirnwellen messbar. Der Herzschlag wird verlangsamt, die Atmung vertieft, Muskelspannungen reduziert. Richard Davidson belegt bei tibetischen Mönchen eine größere Aktivität im linken Stirnhirnlappen und verstärkte Gamma-Wellen im EEG. Die Psychologin Sara Lazar konstatierte bei erfahrenem Meditieren deutliche Verdickungen in Bereichen der Großhirnrinde, die „für kognitive und emotionale Prozesse und Wohlbefinden wichtig sind“. 2007 analysierten Ospina (University of Alberta, USA) und Bond (Capital Health Evidence based Practice Center, Edmonton, Kanada) 813 medizinische und psychologische wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit der Wirkung von Meditation auf Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen und Drogen- und Arzneimittelmissbrauch befasst hatten. Es gebe heute ein „enormes Interesse“, Meditation als Therapie einzusetzen. Bislang sei ein Großteil solcher Hinweise aber eher „anekdotisch“ oder stamme aus unzulänglichen Untersuchungen. Belege, dass „gewisse Arten“ der Meditation Bluthochdruck und Stress bei Patienten reduzieren könnten, gebe es aber, und bei Gesunden habe sich gezeigt, dass Praktiken wie Yoga die verbale Ausdruckskraft erhöhen und Herzfrequenz, Blutdruck und Cholesterin-Spiegel senken könne. Die methodische Qualität der Untersuchungen sei jedoch eher mangelhaft. Eine übereinstimmende theoretische Sichtweise scheine zu fehlen. Künftige Untersuchungen müssten strengere Maßstäbe anlegen an Durchführung, Analyse und Niederschrift. Aus den Ergebnissen ihrer Arbeit dürfe allerdings nicht der Schluss gezogen werden, Meditation wirke nicht. Die Hinweise auf die therapeutischen Effekte seien, so Ospina, nur noch nicht hinreichend beweiskräftig; viel Unsicherheit gebe es zum Beispiel, was die Meditationspraxis selbst anbelange. Die Studie hatte Meditation in fünf Kategorien unterteilt: Mantra-Meditation, Achtsamkeits-Meditation, Yoga, Taijiquan und Qi Gong. Am häufigsten sei Transzendentale Meditation und die Relaxation Response-Technik untersucht worden, gefolgt von Yoga und Achtsamkeits-Meditation. Durchgeführt wurde die Studie am University of Alberta Evidence-based Practice Center, im Auftrag des Gesundheitsministeriums der USA. Die Finanzierung erfolgte durch das National Center for Complementary and Alternative Medicine in Bethesda, USA. Das Mind and Life Institute ist unter Mitwirkung anerkannter Wissenschaftler mit dem Versuch befasst, die Wirkung von Meditation auf das Gehirn zu untersuchen, und umgekehrt.
Meditationszentrum
Poggersdorf, Österreich Es handelt sich um einen Begriff aus dem westlichen Kulturkreis. Ein Teil der in der zweiten Hälfte des 20. Jhdts. gegründeten New-Age-Zentren verfügt über ein Gemeinschaftsgebäude oder einen zentralen Versammlungsraum, der bei religiös und/oder spirituell ausgerichteten Gemeinschaften und Gruppen bzw. im Falle von Ashrams entweder auch oder ausschließlich als Meditationszentrum genutzt wird. Für eine wechselnde Nutzung mit eingeschobenen Meditationszeiten steht beispielhaft die Universal Hall in der schottischen Findhorn Foundation, für eine ausschließlich meditative Nutzung in absoluter Stille steht der Matrimandir im südindischen Auroville.
↑ EKBO Beauftragter für Spiritualität: http://www.ekbo.de/adressen/13682.php?se...d=13682&nav_id= ↑ Maharishi Mahesh Yogi: Die Wissenschaft vom Sein und die Kunst des Lebens. Kamphausen, Bielefeld 1998. ISBN 3-933496-40-3. S. 378 ff. ↑ Maharishi Mahesh Yogi: Die Bhagavad Gita, Kapitel 1-6, aus dem Sanskrit übertragen und neu kommentiert. Kamphausen, Bielefeld 1999, ISBN 3-933496-41-1. S. 364 ff. ↑ Kernspin im Nirwana. Die Zeit, 31. Januar 2008 ↑ Meditation Gives Brain a Charge, Study Finds. Washington Post, 3. Januar 2005 ↑ Buddha on the Brain, Wired 14.02, Februar 2006 ↑ Geist über Materie: Meditation und Hirnforschung, BR-online ↑ Die Fahrschule des Bewusstseins, Telepolis, 18. Mai 2008 ↑ Therapeutic Value Of Meditation Unproven, Says Study. Science Daily, 2. Juli 2007
Literatur
Thích Nhất Hạnh: Das Wunder der Achtsamkeit. Theseus, Stuttgart 2002, ISBN 3-89620-173-5 Dalai Lama XIV: Die Essenz der Meditation. Praktische Erklärungen zum Herzstück buddhistischer Spiritualität. Heyne, München 2005, ISBN 3-453-70014-7 Matthieu Ricard: Meditation. Nymphenburger, München 2009 ISBN 3-485-01167-3 Mircea Eliade: Yoga: Unsterblichkeit und Freiheit. Insel, Frankfurt 2004, ISBN 3-458-34701-1 Jon Kabat-Zinn: Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung. Das grundlegende Übungsprogramm zur Entspannung, Streßreduktion und Aktivierung des Immunsystems. Fischer, Frankfurt 2006 (Fischer TB 17124), ISBN 3-596-17124-5 Ulrich Kraft: Meditation. Die neuronale Erleuchtung. Gehirn & Geist (2005) Nr. 10, S. 12–17 Online Claudio Naranjo und Robert E. Ornstein: Psychologie der Meditation. Fischer, Frankfurt 1976, ISBN 3-436-02388-4 Eckhard Block: KM - Kinemantra Meditation. Block International Publishing, Hamburg 1991, ISBN 3-927145-08-4 Harald Piron: Meditation und ihre Bedeutung für die seelische Gesundheit. Oldenburg 2003, ISBN 3-8142-0872-2 Sakyong Mipham: Wie der weite Raum. Die Kraft der Meditation. dtv, München 2005, ISBN 3-423-24445-3 Taisen Deshimaru-Roshi: Za-Zen. Die Praxis des Zen. 5. Auflage. Kristkeitz, Leimen 1991, ISBN 3-921508-11-8 Sebastian Painadath: Befreiung zum wahren Leben. 50 meditative Schritte zur Selbsterkenntnis. Kösel, München 2006, ISBN 3-466-36714-X Stephan Bodian: Meditation für Dummies. Wiley-VCH, Weinheim 2006, ISBN 3527702806.
Weblinks
Commons: Meditation – Bilder, Videos und Audiodateien Wiktionary: Meditation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik Nyanaponika: Satipatthāna, Geistestraining durch Achtsamkeit. Trad. Übersetzung; s. dazu die Erläuterungen von: Analyo: Sati in den Pali Lehrreden Mehr Licht im Labor! – Artikel vom Dalai Lama, Die Zeit, 15. September 2005 Buddhismus im Labortest. – Interview mit dem Physiker und Buddhisten Alan Wallace, Die Zeit, 15. März 2007 Die Heilkraft der Mönche Bericht über aktuelle Erkenntnisse der Stress- und Hirnforschung: Meditation lässt neue Gehirnzellen wachsen. Der SPIEGEL 48/2008, 24. November 2008, Titelgeschichte
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