Für die vierzehnjährige Gemma Kramer ist er die erste große Liebe: ein Mann, der all ihre Nöte und Sehnsüchte zu verstehen scheint. Er umwirbt das schüchterne Mädchen mit Liebesgedichten und Zuwendung und bittet schließlich um ein Treffen, das ihre Liebe besiegeln soll. Eine Liebe, die der Ewigkeit geweiht ist: Gemma, so ist es zwischen den beiden beschlossen, wird mit ihrem geheimnisvollen Verehrer in den Tod gehen, um das gemeinsame Glück Zeit und Raum zu entreißen. In einer kaum besuchten Londoner Kirche wollen sie ihre Verbindung in einer heimlichen Trauungszeremonie besiegeln, bevor sie sich gemeinsam das Leben nehmen. Doch am Ende liegt nur Gemma tot auf dem kalten Steinboden des Kirchenschiffs. Detective Inspector Mark Tartaglia und seine Kollegin Sam Donovan stehen vor einem Rätsel, bis sie die Botschaften finden, die »Tom« dem Mädchen geschrieben hatte. Aus ihnen wird klar, wie er Gemma in eine tödliche Falle gelockt hat. Und Gemma ist nicht das einzige Opfer des unbekannten Verführers. Zuvor hatten bereits zwei andere Mädchen in Kirchen vermeintlich Selbstmord begangen. Mark Tartaglia und Sam Donovan haben es mit einem eiskalten Serienkiller zu tun …
Symone ist die typische Außenseiterein an ihrer Schule. Eigentlich nicht beachtenswert, wird sie doch immer wieder Opfer von Mißgunst und Spott. Dass sie schwerhörig ist und ein Hörgerät benötigt, macht ihr das Leben auch nicht leichter. Glücklicherweise erhält sie Rückhalt bei ihrer Mutter und ihrem Onkel Victor. Eigentlich ist es nicht ihr richtiger Onkel, sondern ein ehemaliger Kollege ihres Vaters. Doch seit dessen Tod versucht Onkel Victor den Mann im Hause zu ersetzen. Nicht dass Symone das brauchen würde; sie hat schließlich Titus als Freund. Mit ihm kann sie sich prima unterhalten und Gedanken austauschen. Allerdings hat Titus einen entscheidenden Nachteil. Er heißt eigentlich Lawrence Oates und ist seit vielen Jahren verstorben. Dass er trotzdem in Symones Kopf existiert, hilft ihr zwar sehr, lässt sie aber erst recht verrückt auf ihre Mitmenschen wirken. So ist es nicht verwunderlich, dass Symone hell begeistert ist, dem allen zu entfliehen und Onkel Victor auf eine abenteuerliche Reise in die Antarktis zu begleiten. Doch die Reise wird abenteuerlicher und lebensbedrohlicher als es sich Symone in ihren schlimmsten Alpträumen vorstellen könnte.
Geraldine McCaughrean erzählt in einer lockeren, jugendlichen Sprache, welche Petra Koob-Pawis sehr gut ins Deutsche übersetzt hat. Auffallend dabei ist jedoch die häufige Verwendung des Konjunktivs, was teilweise aber im Erzählstil begründet ist. Die Geschichte wird einerseits chronologisch erzählt, andererseits erinnert sich die Protagonistin immer wieder an zurückliegende Ereignisse. Im Laufe der Reise wird der Leser so in die Gedankenwelt Symones eingeführt. Für Symone selbst wird der Weg in die weiße Wüste zu einer Straße der Selbsterkenntnis. Nach und nach muss sie das Bild, welches sie von sich selbst und ihren Mitmenschen (insbesondere von ihrem Onkel, aber auch von ihrem verstorbenen Vater) hat, überprüfen. Bishin zu dem Zeitpunkt, an dem sie zwischen zwei Leben wählen muss – ihrem eigenen und dem einer vertrauten Person. Titus, ihr Gefährte in Gedanken, stand auch einmal in seinem Leben vor dieser Entscheidung und opferte damals sein eigenes Leben. Doch Symone ist nicht er – oder doch?
Die Schilderungen zeugen von großer Kenntnis der Autorin. Sowohl die Gedankenwelt Symones als auch das weite Weiße erschließen sich dem Leser wie ein Gletscherstrom – langsam aber unaufhaltsam wird die Stimmung immer beklommener, immer eisiger. Es gibt bereits sehr früh im Buch versteckte Andeutungen, aber auch offene Hinweise, dass etwas mit der Reise in die Antarktis nicht stimmen kann. Der Leser kann mitverfolgen, wie Symone so in ihren Einstellungen durch andere Menschen geprägt ist, dass ein inneres psychisches Programm diese Hinweise entweder ignoriert oder herunterspielt. Sie zieht es kaum in Erwägung über ihre Maßstäbe kritisch nachzudenken. Dabei hat jeder Mensch wohl seine Marotten. Manchmal können diese kleinen Macken auf andere befremdlich erscheinen und doch dem Einzelnen recht hilfreich sein. Wie zum Beispiel ein imaginärer Freund. Doch wo liegt die Grenze zu wirklicher Besessenheit. Wann wandelt sich eine harmlose „fixe Idee“ zu grauenhaftem Wahnsinn Und noch eine Frage wird den Leser beschäftigen: Was bedeutet Realität? Sehr real schildert die Autorin die Handlungsschauplätze. Man erfährt Vieles über die Antarktis und die Menschen, die sich aufmachten, einen der letzten unbekannten Winkel auf der Erdkugel zu erforschen. Eine bezaubernd schöne und gleichzeitig lebensfeindliche, ja tödliche Umwelt. Und doch erkennt man im Verlaufe der Geschichte, dass nicht die Umwelt der größte Feind des Menschen ist, sondern der Mensch selbst.